Der FDP-Ortsverein plädiert für einen deutliche Ausbau und eine Verbesserung desin Bad Bentheim noch kaum bekannten Projektes „Jung kauft alt“. Das seit einigen Jahren angebotene Projekt soll junge Familien animieren, Bestandsimmobilien zu erwerben und nicht zuletzt zur Innenstadtbelebung beitragen, findet bisher aber kaum Zulauf.
Angesichts von 100 bis 160 Baugrundstücken, die nach Planung der Verwaltung in den nächsten Jahren in Bad Bentheim zusätzlich ausgewiesen werden sollen, wird es nach Einschätzung der FDP immer schwieriger, bestehende Immobilien zuverkaufen. Junge Familien ziehen nicht in die Stadt, sondern bauen am Ortsrand.
Wenn wir immer neue Bauplätze am Stadtrand anbieten, verwaist die Innenstadt immer weiter
Der FDP gehen die Vorstellungen der CDU, nur noch 15 Bauplätze pro Jahr in neuen Baugebieten zu verkaufen, nicht weit genug, da Prognosen auch für Bad Bentheim in den nächsten 20 Jahren einen Rückgang der Bevölkerung um 1.500 Personen aufweisen. Peter Wiering, Ortsvorsitzender und Mitglied für die FDP im Stadtrat, führt hierzu aus:
„Es kann nicht angehen dass bei sinkenden Einwohner zahlen und immer älterer Bevölkerung in nicht allzu ferner Zeit ein beachtlicher Anteil an Altimmobilien auf den Markt kommen und keine Abnehmer gefunden werden. Wenn wir immer noch weitere neue Bauplätze am Stadtrand anbieten, verwaist die Innenstadt immer weiter.“
Das Programm „Jung kauft Alt“ sollte sowohl inhaltlich als auch finanziell deutlich verbessert werden, die Zahl der neuen Bauplätze sollte hingegen wesentlich stärker zurück gefahren werden. Für alle interessierte, verkaufswillige Eigentümer und Kaufinteressenten sollte, so die FDP, ein Altwohnungskataster eingeführt werden, vergleichbar dem schon geführten Solarkataster. In Absprache mit örtlichen Maklern, Architekten und Energieberatern könnten Objekte unter Förderung durch die Stadtbewertet, mögliche Umbau- und energetische Maßnahmen vorgeschlagen werden.
Nach dem Vorbild der Stadt Hiddenhausen in Westfalen könnten auch finanzielle Unterstützungen erfolgen, wenn eine ältere Wohnung oder ein älteres Haus erworben werden. Peter Wiering hierzu weiter:
„Die Gelder, die die Stadt mit riesigen Subventionen in Einzelprojekte wie jetzt den alten Kaiserhof steckt, um ein einzelnes angeblich stadtbildprägendes Gebäude zu sanieren oder die Gelder, die die Stadt in ein Abrisshaus in der Ochtruper Straße stecken will, kann man besser über einen Subventionstopf diesen Familien geben. Sie werden damit die Stadt bereichern. Junge Familiengehören in die Ortskerne von Bad Bentheim und von Gildehaus, das Geld wäre dort wesentlich besser angelegt.“
Wir brauchen wieder eine Strategie für eine lebendige Innenstadt
Das Vorbild des Projektes in Hiddenhausen wurde dort schon von vielen Jahren ins Leben gerufen. So berief Hiddenhausen Anfang 2007 eine Expertenrunde aus Banken, Sparkassen, Maklern, Wohnbaugesellschaften, Planern und Architekten, umMöglichkeiten zur Förderung der Altbaunutzung zu erörtern. Das Resultat lässt sich, so der FDP Ortsverband, in mehrfacher Hinsicht sehen:
Knapper werdende Freiflächenressourcen werden nachhaltig geschont, gewachsene Quartiere werden mit jungem Leben gefüllt, die Auslastung der vorhandenen Infrastruktur wird verbessert, Kindergärten und Schulen gestärkt. Gleichzeitig hat die Gemeinde Hiddenhausen den Leerstand bei Wohnimmobilien in den Ortskernen fast vollständig gestoppt.
Der FDP Ortsverband ließ sich aktuelle Zahlen aus Hiddenhausen geben: Danach wurde dort bis Mai 2016 der Erwerb von insgesamt 403 Altbauten sowie die Erstellung von insgesamt 34 Altbaugutachten gefördert. In den geförderten Haushalten leben insgesamt 463 Kinder; erfreulich ist auch die Geburt von 85 Babys in den unterstützten Haushalten während der Förderung. Für das Jahr 2014 bilden allein die Erstklässler, die in den geförderten Haushalten wohnen, eine Grundschul-Einstiegsklasse. Besonders bemerkenswert ist, dass die Gemeinde Hiddenhausennicht nur junge Familien halten, sondern auch Neubürgerinnen und Neubürgergewinnen konnte, denn 57 Prozent der geförderten Haushalte werden von Zugezogenen bewohnt. Zudem wurde seit 2011 keine Neubaufläche mehr ausgewiesen. Wegen des großen Erfolges hat der Rat der Gemeinde Hiddenhauseneinstimmig beschlossen, „Jung kauft Alt“ unbefristet fortzuführen.
Peter Wiering hierzu abschließend: „Wir müssen den Mut haben, auch einmal Geld in die Hände der „kleinen“ Investoren zu geben. Wir sehen am Vorbild von Hiddenhausen, dass das funktionieren kann. Wir brauchen wieder eine Strategie für eine lebendige Innenstadt.“