Seit Juni ist er der neue FDP-Vorsitzender ist in Bad Bentheim: Florian Manfred Pletz. Im GN-Gespräch spricht der 26-Jährige über seine Ziele und seine Arbeitsweise.
Von Jonas Schönrock für die Grafschafter Nachrichten. (Erschienen am 08.11.2018)
Bad Bentheim Es gibt ja Leute, die behaupten, als Politiker müsse man vor allem ein guter Schauspieler sein. Folgt man dieser Logik, dann muss aus Florian Manfred Pletz ein außerordentlich guter Politiker werden. Der 26-Jährige ist vielen Grafschaftern als Akteur der Theatergruppe „Young Boulevard“ bekannt. Auch bei der Bentheimer Kulisse und der Freilichtbühne trat er schon auf. „Bentheim ist meine kulturelle Heimat“, sagt Pletz, der eigentlich aus Brandlecht stammt.
Seit Juni ist Florian Pletz Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Bad Bentheim. Weil Gisela Müller-Farwig aus gesundheitlichen Gründen ihr Ratsmandat niedergelegt hatte und der bisherige Ortsverbandsvorsitzende Dr. Kai Hellendoorn nachgerückt war, wurde ein neuer Vorsitzender gesucht. „Beide Ämter wären für eine Person zuviel gewesen“, sagt Hellendoorn.
Florian Pletz auf seine schauspielerischen Fähigkeiten zu reduzieren, wäre allerdings zu kurz gegriffen. Trotz seines jungen Alters hat er klare Vorstellungen, was er mit den Bentheimer Liberalen erreichen möchte und vor allem, wie. „Die Menschen neigen immer dazu, bei einem Problem erst mal die Frage nach dem Warum zu stellen“, sagt Pletz. „Das bringt uns aber nicht weiter.“ Es sei viel wichtiger, Lösungen und Ziele zu finden.
Dabei setzt Florian Pletz auf ein gesundes Miteinander. Anfang kommenden Jahres möchte sich der 26-Jährige mit den Vorständen der anderen Parteien zusammensetzen um auszuloten, wo Schnittmengen in der Zusammenarbeit liegen. Dabei soll die Sache immer im Vordergrund stehen. „Ich möchte mich streiten, aber danach möchte ich mich mit der Person auch wieder ganz normal über andere Dinge unterhalten können“, sagt Florian Pletz.
Ein Sitz im Stadtrat kam für Florian Pletz aus beruflichen Gründen nicht infrage. Er wohnt zwar in Bad Bentheim, arbeitet aber als Vertriebsleiter für einen Automatisierungsanbieter in Frankfurt und ist täglich viel mit dem Auto unterwegs. Bei Kunden oder in den Außenbüros in Hannover, Essen und Hamburg. Zeit ist bei ihm ein rares Gut. Das Ende von „Young Boulevard“ bietet ihm jedoch Luft für die neue Aufgabe. „Viele Leute studieren inzwischen und waren auf einen Schlag weg. Darum haben wir uns schweren Herzens nach acht Jahren aufgelöst“, berichtet Pletz.
Im Gegensatz zu den Ratsleuten habe der Vorstand des Ortsverbandes nicht das Tagesgeschäft im Blick, sondern arbeite vielmehr richtungsweisend. „Es geht um das große Ganze. So möchte ich diese Aufgabe angehen“, sagt Florian Pletz. „Wir wollen überlegen, wie wir Bad Bentheim als Ort voranbringen können.“ Pletz möchte eine Art Leitbild für die Stadt entwickeln. Dazu soll gezielt an priorisierten Themen gearbeitet werden. „Das ist besser, als an ganz vielen Themen nur ein bisschen zu arbeiten“, sagt er.
Als Beispiel nennt Florian Pletz den Tourismus. „Wir haben das Stadtmarketing derzeit nur mit einer halben Stelle besetzt, die dann auch noch zur Hälfte bei der ebb angesiedelt ist“, kritisiert Pletz. Zudem gebe es , abgesehen von den Hotels, fast ausschließlich Ehrenamtliche im Bereich Tourismus. „Die Burg steht dort allein und vermarktet sich selbst. Wir müssen alles bündeln und ein Gesamtkonzept für das Stadtmarketing schaffen.“ Auch die Wilhelmstraße könne man attraktiver gestalten, indem man dort Geschäfte mit Nieschenprodukten ansiedele. „Die Probleme werden hier viel zu kurzfristig angepackt“, kritisiert Kai Hellendoorn. „Es wird nicht langfristig gedacht.“
Nicht nur mit Bad Bentheim, auch mit der Partei hat Florian Pletz viel vor. „Wir müssen uns fragen, ob wir weitermachen wollen wie bisher und mit unsere zwei Sitzen im Rat zufrieden sind, oder ob wir drei, vier, fünf oder mehr Plätze durch ein gutes Angebot erreichen wollen“, sagt der 26-Jährige. Auch den Ortsverband selbst möchte er vergrößern und verjüngen.
Die Zusammenarbeit mit der CDU im Stadtrat ist aus Sicht des FDP-Vorsitzenden sehr fruchtbar. „Wir müssen aber auch mal eigene Punkte machen dürfen“, sagt Pletz. Ob die Liberalen bei einem möglichen Bürgermeisterwahlkampf 2019 den CDU-Kandidaten unterstützen, steht laut Pletz aber noch nicht fest. „Wenn die SPD einen guten Kandidaten hat, warum dann nicht?“
Quelle: Grafschafter Nachrichten